Was wäre wenn Saishû und Sen zusammen kommen würden? Was wäre wenn sie einander lieben und ehren würden bis dass der Tod sie scheide? Niemand weiß es aber was sein könnte wäre so traurig und dennoch so schön. Die Jahre zogen ins Land. Kinder wurden geboren und sind nun selber groß, haben eigene Kinder und gehen ihre eigene Wege. Zwei Seelen für einander bestimmt werden auch immer zusammen sein. Der Annahme geht zumindest Saishû. Der Mann sitzt jedoch eines Tages am Bett seiner geliebten Frau und während er noch immer gefangen in der Zeit im Alter von 30 ist, so ist sie inzwischen alt und grau und liegt im Sterben. Sie ist traurig, denn hatte sie sich eigentlich gewünscht, dass auch ihre Liebe mit ihr sterben würde. Doch stattdessen geht sie allein. Mit einer Botschaft, die ihr dann doch den Frieden bringt.
Da saß er nun am Bett des Menschen für den er sterben würde, wenn er es denn noch könnte. Seine Ziele alle fallen gelassen hatte er nur noch eines gehabt und das war sie zu beschützen. Sein ganzes Leben lang hatte er alles getan und so unendlich gelitten. Er hatte seine Opfer gebracht und dies mit einer Leidenschaft wie er auch jene besaß, die er Sen zu Gute kommen ließ. Der Frau die sein Herz wieder flickte und einen anderen Menschen aus ihn machte. Er hatte viel Schlimmes getan und noch heute sahen die Menschen ihn böse an. Nicht jeder war ihm gut gesinnt, aber selbst im Augenblick wo er sich gegen sie wandte, hatte sie sich auf seine Seite gestellt und ihm klar gemacht, dass sie ihn retten würde. Dass sie seine geschundene Seele flicken würde. Er hatte ihr eine andere Welt gezeigt, aber so hatte auch sie ihm eine andere Welt gezeigt. Eine Welt voller Liebe und Sorge. Eine Welt die heil sein konnten. Und mit seiner Kraft hatte er nicht nur sie, sondern auch seine Kinder und Kindeskinder beschützen können. Ein Lächeln zog sich über seine Lippen, doch war es traurig. Langsam strich er die grauen Strähnen aus dem Gesicht der alten Frau, die nun auf dem Bett lag. Doch für ihn war sie das nicht. Noch immer sah er die blühende Frau mit ihrer sturen Miene, oft auch mit einem Lächeln, dass sein Herz erwärmte. „Hallo mein Engel.“, sagte er mit der gleichen Wärme, wie er es schon zuvor die ganzen Jahre getan hatte. Nur will sie alt, grau und schwächlich war, liebte er sie nicht weniger, sondern genauso innig und genauso sehr wie zuvor schon. Noch immer war er selber das Abbild seiner selbst, wie sie es kennen gelernt hatte. Mal mit langen, mal mit kurzen Haare, doch dieses Mal waren sie kurz. Die lange Mähne störte ihn, wenn er sich wieder mit viel Mühe um seine Frau kümmerte und ihr bei allem half, was sie brauchte. Doch das würde nicht mehr sein. Die eilende Nachricht hatte er erhalten, als er von seiner Mission wieder kehrte, dass seine Frau im Sterben lag. Trotz allem hatte er die Trauer in den Mienen der Menschen gesehen. Sen war lange Zeit ein gutes Oberhaupt gewesen und letzten Endes hatte sie sich selber zu einer Heldin gemacht, die sie als Kind immer hatte sein wollen. Und das war letztlich etwas, was sie gewollt hatte. Sie wurde respektiert und geliebt von so vielen, doch ihr Herz, das hatte er. Und er wusste es zu huldigen, hatte jede Zelle seines Körpers der Frau gewidmet, jeden Atemzug und Herzschlag nur für sie existieren lassen. Er nahm ihre schwächliche Hand und beobachtete eine seiner Kuchiyosen auf ihrem Bauch, wie sie schlief, ehe er diese Hand zu seinen Lippen führte und einen Kuss auf diese hauchte, der so zärtlich und liebevoll war, dass man meinen könnte er hätte Angst sie zerbreche ihm, würde er diesen zu fest auf ihre Haut setzen. Die seltsamen Augen wandten sich nach oben und sahen ihr wieder in die eingefallenen Züge. Er wusste, dass der Tag kommen würde und es tat ihm weh. So unendlich weh. Er musste sich zusammenreißen. Er musste stark bleiben und mit seiner Fähigkeit ihre Emotionen zu lesen würde er alles spüren was sie vor ihren Tod spürte. Aber er war da. Und war bei ihr. Und er würde sie halten bis zum letzten Augenblick. Und mit ihr ein weiteres Mal das Leben durchleben, dass sie geführt hatten. Sie sollte wissen, dass sie nicht alleine war und auch nie alleine sein würde.
Ihr Atem ging völlig ruhig, war tief, jedoch schwer, und doch hob und senkte sich ihre Brust immer und immer wieder, wie um sich selbst davon zu überzeugen, dass es noch weiterging. Selbst im Schlaf konnte sie spüren, wie es immer schwerer wurde und dass ihr die Zeit davon lief. Aber es war noch nicht so weit. Noch nicht ganz. Ein besonders tiefer Atemzug glitt über ihre dünn gewordenen Lippen, ehe sich ihre Lider langsam öffneten. Selbst das kostete sie schon große Kraft. Dennoch legte sich ein sanftes Lächeln auf ihr runzliges, eingefallenes Gesicht, als sich ihre verschwommene Sicht klärte und sie die orangenen Haare erkannte, die grauen Augen, das helle Gesicht, all das, was ihr mittlerweile so vertraut war wie ihre eigenen Züge. Erst nach und nach nahm sie wahr, dass er ihre Hand hielt und dass sie nicht alleine waren; ein weiches Fellknäuel lag auf ihrem Bauch. „Hallo, ihr Zwei“, murmelte sie noch schläfrig, aber offensichtlich glücklich, ehe sie ihre freie Hand hob, die sich anfühlte als wäre sie mit Blei gefüllt, sie zwischen die Ohren der Katze legte und ihr den Kopf kraulte. Selbst jetzt noch ließen diese Tiere, vor allem die Kuchiyose ihres Mannes, sie lächeln, machten sie glücklich und erfüllten sie mit einer inneren Ausgeglichenheit und Ruhe, die sie früher nur sehr selten hatte empfinden können. Ihre goldenen Augen wanderten von dem kleinen Wesen zu Sai, ihn einen Moment lang einfach nur still musternd, ehe ihr Lächeln etwas verblasste und ihr stattdessen ein tiefes Seufzen entfuhr. Sie wollte nicht traurig sein, allein schon weil sie wusste, dass er es automatisch auch fühlen konnte, aber sich dagegen zu wehren war einfach nicht möglich. Während sie alt, schwach und krank geworden war, hatte er stets sein Alter beibehalten. Natürlich wünschte sie ihm ein langes, glückliches Leben, und selbst wenn sie nicht mehr da war, wollte sie, dass er weiterhin lächeln und rumalbern konnte und seine besten Charakterzüge nicht wieder verlor; aber gleichzeitig tat es ihr weh, zu wissen, dass sie diese Reise allein gehen und dass er niemals zu ihr aufschließen würde. Selbst wenn sie auf der anderen Seite auf ihn wartete – er würde ihr nicht folgen. Nicht dieses Mal. „Sai…“, fing sie an, entzog ihre Hand der seinen, versuchte sich auf die Ellenbogen zu stützen, um sich aufzusetzen, behutsam, um die Katze nicht einfach von sich zu werfen, doch es kostete sie zu viel Kraft und sie ließ sich mit einem schweren Seufzen wieder ins Kissen zurückfallen. „Verzeih mir“, flüsterte sie. Einen Moment lang musste sie die Augen schließen, nicht weil sie so erschöpft war, obwohl das durchaus auch mitspielte, doch in erster Linie, weil sie verhindern wollte, dass sie zu weinen begann. „Ich hatte mir fest vorgenommen, dass ich fröhlich sein würde, aber…“ Ihre ohnehin schon schwache Stimme brach, aber die Tränen konnten von ihr noch zurückgehalten werden. Sie lag einfach nur da, atmete tief durch, bis sie glaubte, dass sie es wieder ertragen konnte, ihn anzusehen, dann öffnete sie die goldenen Augen wieder und richtete sie auf ihn. „Ich möchte, dass du weißt“, begann sie erneut, gegen den Knoten in ihrem Hals ankämpfend, während sie die zittrigen, knochigen Hände ausstreckte, um die seinen zu ergreifen, und da war es wieder, jenes sanfte Lächeln, in dem so viel Liebe lag, wie es ihr nur irgendwie möglich war, „dass ich nichts bereue. Dieses Leben mit dir… mehr hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht wünschen können.“ Manchmal, ja, da hatte sie gewankt. Sie hatte gezögert, sich vor ihm zurückgezogen, war mehr als einmal kurz davor gewesen, das Handtuch zu werfen, aber so sehr sie auch versucht hatte, ihn abzuweisen und von sich zu schieben, wenn sie verletzt oder verunsichert war, er hatte sie nie losgelassen. Sai war immer da gewesen, hatte ihr den Rücken freigehalten, sie beschützt und in allem, was sie sich zu erreichen wünschte, bestärkt. Und er hatte dafür gesorgt, dass sie alt wurde, etwas, von dem sie nie gedacht und auch lange nicht gewollt hatte, dass es ihr geschah. Jetzt aber konnte sie auf ihr Leben zurückblicken, und was sie sah, das waren ihre wundervollen Kinder, die zu so großartigen Menschen herangewachsen waren, dass es ihr jedes Mal, wenn sie sie sah, die Freudentränen in die Augen trieb, die Dinge, die sie für ihren Clan und für Konoha erreicht hatte, und wie man sie endlich als das sah, was sie immer hatte sein wollen: Eine Heldin. „Danke“, raunte sie ihm zu, das Lächeln auf ihren Zügen noch tiefer werdend, während ihr nun doch die Tränen in die Augen traten, „dafür, dass du mich geliebt hast.“ Es war mehr, als sie verdient hatte. Mehr, als sie erwartet hatte. Und es war endlich an der Zeit, sich dafür zu bedanken.
Es tat weh sie so zu sehen, so alt und so gebrechlich, gezerrt vom Alter und gezeichnet vom Leben. Er und auch sie wussten, dass es die letzten Momente waren, die sie nun zusammen verbringen würden. Sie brachte dennoch die Kraft auf ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern, welches trotz allem sein Herz erwärmte und voller Liebe übersprudeln ließ. Sie erkannte ihn, wenngleich sie sicherlich nicht mehr zu gut sah. Sie wusste wie er aussah, sein Aussehen hatte sich über all die Jahre nicht im geringsten geändert. Nicht einmal seine Stäbe und alles hatte er sich nehmen lassen. Er war eben einfach so wie er war und würde sich nicht ändern. Er würde sich nicht nehmen lassen was sie erst so kritisiert hatte und dann schließlich auch mit ihm lieben gelernt hatte. Man liebte einen Menschen schließlich nicht wonach er aussah, sondern mit all seinen Macken und Ecken und Kanten, so wie er auch Sen mit allem was sie hatte geliebt hatte. Bis zum Schluss würde er dies auch weiterhin tun und darüber hinaus. Er merkte jedoch wie sehr es sie anstrengte, alleine nur die Katze zu streicheln, die auf ihrem Bauch schlief und im Namen von Saishû über die Dame gewacht hatte. Es war ihm wichtig gewesen, dass seine vertrauten Geister über sie wachten und aufpassten. Somit war ein Teil von ihm immer bei ihr und würde auch nicht entschwinden. Sie sah ihn dann an. Erst lächelnd, doch das Lächeln verblasste und mit dem ihren auch das seine, während sie seufzte. Schwer und voller Trauer, wissend was sie nun erwartete. Auch so wusste er um die Trauer seiner Frau. Sie wollte nicht gehen, sie wollte nicht ohne ihn sein, denn was immer sie im Leben danach erwartete... sie würde ohne ihn sein. Etwas was sie bekümmerte und sie nur quälte. Er war Schuld, dass sie immer noch so litt. Dass sie sich an ihr Leben klammerte aus Angst, dass sie nicht mehr zusammen waren. Saishû würde nicht sterben. Er würde für immer leben. Er wusste nicht ob man dieses Schicksal umgehen konnte, vielleicht hätte es einen Weg gegeben aber als leidenschaftlicher Jashinist fiel es schwer aus den Traditionen der eigenen Religion zu fallen. Wo immer sie hin gegangen war, war auch er. Er war ihr Schatten gewesen, hatte sich verzweifelt an das Licht ihrer Seele geklammert und dieses Licht war kurz davor zu erlischen. Für immer? Oder würde sie wieder kehren. Ganz sicherlich würde sie wieder kehren, dass wusste er. Tief in seinem Herzen wusste er es. Er war immerhin ein Gott. "Bleib doch liegen...", murmelte er und zog sie leicht nach oben, um ihr Kissen zu richten, ehe er sie wieder sanft auf dieses bettete, "Du musst mich auch nicht um Verzeihung bitten. Es ist schwer. Für uns Beide. Mein Herz liegt mir schwer in der Brust..." Seine Stimme fing an einen erstickten Klang zu bekommen und obwohl er es eigentlich vermeiden wollte, tropfte eine Träne auf ihre eingefallenen Wangen, die er sanft mit einem Daumen von dannen strich. Er strich ihr durch das graue Haar, dann küsste er sie liebevoll auf die Stirn, die Nase und schließlich auf den Mund. Ihr Alter schreckte ihn nicht ab, das würde es auch nie. Sie war sein Leben. Und würde es immer sein. Sie sah ihn intensiv an und vertraute sich ihm an. Was sie sagte ließ ihn lächeln und sein Herz blühte auf, während er weiterhin ihre Hand hielt, diese sanft öffnete, damit er sein Gesicht in diese hinein schmiegen konnte. Sie hatten so viel Schönes zusammen. Viele Kinder, obwohl sie diese nicht einmal wirklich hatten ertragen können. Gerade Saishû der Kinder sonst immer gehasst hatte, lag am Ende zwischen einer Meute kleiner Senju's die sich an ihren Vater kuschelten, der mit einem Buch auf dem Gesicht in deren Bett lag. "Ich habe nie bereut meinen Weg zu ändern. Ich brauchte Hilfe. Deine Hilfe. Und du hast sie mir gegeben. Zusammen mit so viel mehr. Ich bin dankbar, dass wir uns damals begegnet sind. Und egal... wie oft ich abhanden gekommen bin. Du warst immer da.", sagte er und lächelte ihr weiterhin entgegen, ehe es langsam schwand. Sie bedankte sich und der Mann schüttelte den Kopf. "Danke dir. Für alles.", sagte er und küsste ihre Hand sanft. "Der Weg ohne dich wird schwer sen... aber ich werde warten... du kommst wieder zu mir... Egal wie lange es dauert, ich werde dich finden und dann sind wir wieder zusammen.", sagte er dann mit einer ernsten Miene. Er war fest davon überzeugt. Er würde sie finden. Er würde ihre Seele erkennen können, denn nichts hatte er so fest gehalten wie diese. Er würde ihr Lächeln unter tausend anderen erkennen können. Und er würde warten. Er wollte nicht, dass sie ging, doch um mit ihm zusammen zu sein, musste sie nun einmal sterben. "Das weiß ich... Ich bin doch Gott...", sagte er dann. Ein verdammt machtloser Gott. Und somit konnte er die Tränen nicht mehr halten.
Sen mochte sich nicht vorstellen, wie Sai sich fühlte: Zu wissen, dass der Mensch, den man am meisten liebte, alt wurde und starb, während man selbst zurückblieb, völlig in dem Bewusstsein, dass er nichts dagegen unternehmen konnte. Gerade er, der nie aufgehört hatte, sich als Gott zu bezeichnen, so sehr sie sich auch angestrengt hatte, es ihm auszutreiben. Irgendwann hatte sie es schließlich aufgegeben – es sogar zu lieben gelernt. Vielleicht war er unsterblich, und vielleicht waren die Fähigkeiten, die er sich in seinen vielen Jahren angeeignet hatte, tatsächlich mit denen eines Gottes zu vergleichen, aber das sprach sie weder aus, noch änderte es irgendetwas für sie. Er war ein Mensch. Ein guter Mensch mit einem Herzen, dessen Schmerz sie hatte heilen können. Geblieben waren Narben, die ihm jedoch nicht länger schadeten. Sie machten ihn einfach zu dem Mann, der er war. Dem Mann, den sie liebte. Sai half ihr dabei, sich aufzurichten, damit er ihre Kissen richten konnte, ehe er sie wieder sanft hinlegte. Seine Worte entlockten ihr ein leises Lächeln, das nicht einmal verblasste, als er davon sprach, dass ihm das Herz schwer in der Brust lag, auch wenn es einen traurigen Zug bekam. „Baka“, raunte sie ihm zu, während er eine Träne vergoss, die auf ihrer Wange landete, die er selbst mit einer zärtlichen Bewegung wegwischte. „Wieso trauerst du? Wir hatten ein glückliches und erfülltes Leben zusammen. Aber kein Glück hält bis in alle Ewigkeit. Das ist der Lauf des Lebens.“ Sen fürchtete den Tod nicht, nicht wirklich. Sie hatte schon seit einigen Wochen gespürt, dass es Zeit wurde zu gehen. Es waren nicht ihre Kinder und Enkelkinder, um die sie sich sorgte, wenngleich es schön gewesen wäre, sie alle noch ein letztes Mal zu sehen, doch dann wiederum hatte sie Abschiede immer schon gehasst – nein, ihre Gedanken kreisten um Sai. Es war seine Lebensuafgabe gewesen, sich um sie zu kümmern, sie zu lieben und zu beschützen, aber was würde er tun, wenn er alleine war? Wenn er den Ausmaß dessen begriff, was sie verbunden hatte und dann für immer verloren sein würde? Sie würde über ihn wachen. Das war sie ihm schuldig, für all das, was er für sie getan hatte, und vielleicht würde das die Einsamkeit mildern, die sie zweifellos empfinden würde, wenn er auf dieser Welt blieb, während sie in die nächste weiterzog. Seine Hand glitt durch ihr grau gewordenes Haar, das an manchen Stellen sogar schon weiß war, völlig befreit von der violetten, fast schwarzen Farbe, die so lange ihr eigen gewesen war, dann konnte sie verschwommen sehen, umso deutlicher fühlen, wie er sich zu ihr hinabbuegte und sie erst auf die Stirn, die Nase und dann sogar auf den Mund küsste. Selbst jetzt noch, nach all den Jahren, kribbelte ihre Haut, wo er sie berührte, sorgte für eine wohlige Wärme in ihrem Inneren und ein leichtes Flattern in der Brust. Und dann traten ihr die Tränen in die Augen. Sie hielt sie erst noch tapfer zurück, lauschte seinen Worten, während er ihre Hand öffnete und sein Gesicht in jene schmiegte. Ihr Daumen strich sanft über Wange, als sich seine Lippen zu einem Lächeln verzogen. „Wag es ja nicht, jetzt zu weinen anzufangen!“, drohte sie ihm mit tränenden Augen, die andere Hand, die die ganze Zeit die Katze gestreichelt hatte, nun doch hebend, um ihm spielerisch den erhobenen Zeigefinger vor die Augen zu halten. Aber es waren seine Worte, die dafür sorgten, dass sie schließlich diejenige war, der die Tränen über die Wangen liefen – wenn auch kurz nachdem er damit angefangen hatte. Sie wusste nicht, ob sie das glauben konnte, daran, dass es mehr als nur ein Leben gab, war sie doch groß geworden in dem Wissen, dass sie diese eine Chance in dieser Welt bekam. Aber Sai zuliebe, und nicht zuletzt, weil sie sich von ganzem Herzen wünschte, ihn wiederzusehen, wollte sie es zumindest versuchen. „Dann finde mich, mein Liebster“, flüsterte sie ihm zu, ein sanftes Lächeln voller Liebe auf den Zügen, das ihrem eingefallen, blassen Gesicht, das in den vergangenen Jahren mehr und mehr seiner dunkle Farbe verloren hatte, ein gewisses Leuchten zurückbrachte, fast als würde sie noch einmal aufleben. Tränen strömten über ihre Wangen, unaufhaltsam, doch sie wehrte sich nicht mehr dagegen, ließ ihnen freien Lauf, wohlwissend, dass es die letzten sein würden, die ihre fahle Haut benetzten. Und dann sprach er jene Worte aus, die er ihr so oft gesagt und die sie vor einer gefühlten Ewigkeit noch so wütend gemacht hatten. Dieses Mal aber entlockten sie ihr ein tränenreiches Lachen, das ihren zerbrechlichen Körper durchschüttelte, ehe sie den Kopf schüttelte und ihm liebevoll mit ihrer Hand über die Wange strich. „Bist du nicht“, entgegnete sie lächelnd. Etwas anderes würde er auch nie von ihr hören, das wusste er. Behutsam strichen ihre Finger wieder über das Fell der kleinen Katze auf ihrem Bauch. Wie hieß sie noch gleich? Gerade eben hatte sie es noch gewusst. Ihr Gedächtnis ließ sie nebst ihrer Sehkraft und ihres Körpers selbst nun also auch noch im Stich. Davon wollte sie sich jedoch nicht ablenken lassen. „Verzeih, Kleines“, sprach sie zu ihr mit sanfter Stimme, legte eine Hand zärtlich um ihr Nackenfell und hob sie von sich runter, um sie neben sich aufs Bett zu setzen. Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln und jene letzte Kraft nochmal aufzubieten, doch sie würde sich diesmal nicht von Sai aufhalten lassen. Es gelang ihr, sich aufzusetzen, wenn auch unter leisem Ächzen, während sie das Gesicht vor Anstrengung verzog. Sie schniefte, einmal, ein zweites Mal, wischte sich mit einem Ärmel ihres Hemdes über das nasse Gesicht, ehe sie die Hand ausstreckte und liebevoll über seine tränennassen Wangen strich. Tief durchgeatmet, um sich wieder zu beruhigen, hatte sie schließlich ihren Entschluss gefasst. „Ich möchte dich um einen letzten Gefallen bitten.“ Wie sich das anhörte… der letzte Gefallen. Es klang so... endgültig. Und das war es auch. Sie konnte es fühlen, auch wenn die Anwesenheit ihres Liebsten und das Gespräch mit ihm das Leben bis zu einem gewissen Grad in ihre müden Knochen zurückgebracht hatte: Sie starb. Doch das letzte, was sie wollte, war in einem verdammten Bett zu sterben. So ein Ende hatte sie sich nie gewünscht. Plötzlich fühlte sie sich wieder entsetzlich müde. Sie schloss die Augen, nur für einen kurzen Moment. „Bring mich in meinen Wald“, bat sie ihn mit erschöpfter Stimme. Sie wollte ihn sehen. Nur ein letztes Mal. Wollte den Wind auf ihrer Haut spüren, das Rascheln der Blätter hören und das Holz der Bäume unter ihren Finger spüren. Der Wald war ihr wahres Zuhause, war es in ihrer Kindheit gewesen, in ihrer Jugend und auch als Erwachsene. Selbst als alte Frau war sie so oft es ging dorthin spazieren gegangen. Dort waren ihre Wurzeln und dort schlug ihr Herz. Wenn es einen Ort gab, an dem ihr Leben enden sollte, dann mussten es die Wälder sein. Aber sie war zu schwach, um selbst zu gehen, konnte die Kraft nicht mehr aufbringen, einen solchen Fußmarsch zu unternehmen. Ein letztes Mal wollte sie dorthin, mit Sai zusammen sein und sich daran erinnern, dass das der Ort war, an dem sie sich das erste Mal begegnet waren. In diesem Wald, gleich bei der alten Weide, hatte alles angefangen. Wo sonst hätte es enden sollen?
Seine Augen ruhten auf der alten und gebrechlichen Gestalt, die einst voller Stolz durch dieses Haus marschiert war. Mit dem Kochlöffel in der Hand, die Haare manchmal verzweifelt nach oben gesteckt, während sie die Kinder anfuhr, sie sollten sich doch endlich mal benehmen! Während sie dann immer säuerlich wie ein kleines Kind aufstampfte, wenn diese es nicht taten und sich dann auch noch wunderte warum. Saishû hatte immer an der Seite gesessen und vor sich her geschmunzelt. Dank der guten Kutsu Kyoko blieb es ihm nicht verwehrt all dies zu sehen und mitzubekommen. Es waren wirklich schöne Zeiten gewesen, die sie zusammen hatten. Wie so oft nannte sie ihn wieder einen Idioten, das hätte er sich eigentlich denken können. Eine Angewohnheit, die sie ihr ganzes Leben lang nicht los geworden war und auch bis zum Schluss nicht verlieren würde, so wie er nie aufgegeben hatte sich selber einen Gott zu nennen. Sie lächelte und es erwärmte sein Herz, doch ihre Worte ließen die Trauer nicht schwinden. "Warum sollte ich nicht trauern, wenn das was mein Leben erfüllt hat nun von dannen geht?", fragte er dann und streichelte sie weiterhin sanft und zärtlich. Er mochte nicht, dass Dinge endeten. Für ihn würde sie wieder kommen und wenn er Jahre suchen würde, um sie zu finden, dann würde er es akzeptieren. So wie er immer alles akzeptiert hatte. Selbst die Streitigkeiten zwischen ihnen, wenn sie immer versuchte auf ihn einzureden und er schließlich mit einem Kuss das Schweigen über sie brachte. Danach war sie immer beleidigt gewesen, hatte die Lippen verzogen und wie ein Kind auf stur geschaltet, mit vor der Brust verschränkten Armen und bösen Blick, der ihn dann immer vollkommen vorwurfsvoll angesehen hatte. Dies würde nicht mehr sein. Viel zu oft hatte er an ihrem Bett gesessen. Ihr simpel beim Schlafen zugesehen. Hatte mit ihren Haaren gespielt und sich an die alten Zeiten erinnert. Doch hatte er sie nie gezwungen sich selber als Mensch aufzugeben und an seine Seite zu treten. Das Leben was er führte war nichts für sie. Und somit ließ er es geschehen. Die Zeit rannte davon im stetigen Lauf wie Sand durch ein Stundenglas. Bei ihr waren es die letzten Körner, die durch dieses fielen. Dann würde alles neu beginnen. Das Stundenglas wurde gedreht und ein neues Leben würde auf sie warten, dessen war sich der Mann sicher. Er merkte das Flattern ihre Emotionen und wie auch die Seinen waren sie immer noch unverändert. All die Jahre hatten nichts zwischen ihnen ändern können. Selbst Trennung und Streit hatten sie immer wieder zueinander geführt und vereint. Aber hatten sie sich nie verlassen und waren immer für einander da. Selbst ihre Hochzeit... sie war chaotisch gewesen. Es war nicht so die beste Idee gewesen auch Arina an zu schleppen, die gleich im Nachhinein ihren geliebten Jashin ehelichte. Er war zwar nicht da, aber man tat dennoch so und auch Saishû hörte mit einer amüsierten Laune zu wie die Jashinistin sich mit dem Gott auseinander setzte, der auch seine Gedanken infizierte. Nun... verrückt war die Welt und verrückt war auch er. Er spürte die kalten Hände seiner Frau, die die Tränen von seinen Wangen wischten, während sie ihn mahnte er sollte doch nicht weinen. Und er musste fast schon lachen, als die dann drohend den Finger hob, als wollte sie ihm wie damals doch immer ihre Faust über seinen Karottenkopf ziehen. Seine Worte bewegten sie und nun weinten sie Beide. Sie sagte er sollte sie finden. Er nickte stumm. Sagte aber nichts, denn das würde die Schönheit des Momentes zerstören. Sie lachte... sicherlich eines der letzten Male, die er vielleicht noch von ihr entlocken konnte, denn ihr lachen ließen sein Herz blühen. Er lauschte ihren Worten, dann schloss er die Augen. "Ich weiß.", sagte er nun. Nach all den Jahren war es das erste Mal, dass er dies zu Sen sagte. Damit sie es weiterhin belächelte. Durchaus waren seine Fähigkeiten unantastbar. Zudem verlor er nie an Stärke, denn sein Alter blieb ihm immerzu erhalten. Sein Wissen wuchs mit jedem Tag und somit war er wahrlich etwas, dass einem Gott sicherlich nahe kam. Und er würde immer leben, mit der Zeit wandeln und seinen Dingen nachkommen. Und er würde immer und immer wieder... versuchen... sie zu finden. Sen. Seine Sen. Die Frau die sein Leben so verschönert hatte. Nicht nur mit ihrem Selbst, sondern auch mit ihren Kindern. Was würden sie alle weinen... Saishû hatte niemanden etwas gesagt. Sicherlich würden sie alle böse sein, doch hatten sie sich alle oft genug der alten Frau gezeigt, denn sie wurde von allen Seiten geliebt. Somit hatten sie sich alle bereits schon von ihr verabschiedet, wenngleich sie es auch nie ausgesprochen hatten. Das hätte Sen nur umso mehr bekümmert. Sen hob die Katze von ihren Bauch, packte sie bei Seite und begann wieder sich aufzurichten. Diesmal legte ihr Mann sanft seine Hände an ihren gebrechlichen Körper und richtete sie auf, während sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. Sie bat ihn um einen letzten Gefallen, dabei musste sie es nicht einmal. "Du weißt, dass ich dich bis an das Ende der Welt tragen würde, wenn du es wolltest.", sagte er dann mit einem sanften Lächeln, dann legte er seine Arme sanft um ihre Schulten, während er die andere dazu verwendete die Decke von ihren Beinen zu heben und schob diesen anschließend unter ihre Beine. Mit einer spielerischen Leichtigkeit hob er sie hoch. Sie wog kaum noch etwas, so dünn wie sie geworden war. Die Muskeln unter der dunklen Haut, der er nur zu gerne hatte spielen lassen waren nicht mehr. Doch das nahm ihn seine Liebe nicht fort. "Weißt du noch... als wir uns das erste Mal getroffen haben? Damals... da bist du mir immer wieder hinterher gestolpert, während ich dir die kalte Schulter zeigte. Ich bin immer weg von dir gegangen.", begann er dann und öffnete eine Tür die nach draußen führte. Der Geruch von frischem Gras und den Bäumen um sie herum erfüllte die Luft. Die Sonne schien, doch zogen auch ein paar Wolken über den Himmel. Sicherlich würde es später regnen, deswegen war es der rechte Moment zu gehen. "Das hat sich selbst danach nicht geändert. Egal was ich tat... du bist mir immer gefolgt.", fuhr er fort und setzte seine Füße in das Gras, um auf den Wald zu zu gehen. Dem Ort an dem alles begann. Wo sie in rauschender Wut auf ihn zukam und versuchte ihn zu überreden. Wo sie dann beschloss, dass sie mit ihm reisen würde. Und egal was war. Sie sagte jeden Tag das Gleiche. Sie würde ihn nach Hause bringen. Sie würde ihn retten. Es hatte gedauert. Es hatte sie Schweiß, Blut und eine Menge Tränen gekostet, doch das war nur ein geringer Preis für all das, was sie am Ende geteilt hatten. Für all das Glück, welches auf den Schatten folgte.
Es waren nur zwei Worte, die über seine Lippen kamen, die sie jäh in allem, was sie denken oder sagen wollte innehalten ließen. Er wusste es? Damit hatte er sie kalt erwischt. Sie hatte mit vielem gerechnet, doch nicht mit diesem Eingeständnis. Obwohl… war es das denn? Irgendwie mochte sie sich das nicht so richtig vorstellen können. Sie kannte ihn nun schon seit mehr als fünfzig Jahren und in all der Zeit hatte sie es ihm nie austreiben können, dass er ein Gott war, hatte es nie geschafft, ihn davon zu überzeugen, dass auch er nur ein Mensch war, genau wie sie – mehr oder weniger zumindest. Oder sagte er es nur ihr zuliebe? „Baka“, sagte sie leise, ein glücklich wirkendes Lächeln auf ihren Lippen, während in ihren goldenen Augen die Tränen schimmerten. Sai sagte das für sie, nicht weil er es glaubte, sondern um ihr das Gefühl zu geben, dass sie gehen konnte, ohne sich Gedanken darum machen zu müssen, wer ihn am Boden der Tatsachen festhielt, wenn sie nicht mehr da war. Wenn er noch mehr oder andere Gründe hatte, kümmerte sie das nicht. Ihre eigene Vorstellung war mehr als genug, und dass er sich dazu überwand, nur um ihretwillen, tat ihr im Herzen so weh wie sie es glücklich machte. Doch sie schluckte die Tränen tapfer hinunter, wenn auch nur, um kurz darauf in eben jene auszubrechen, als auch Sai seinen Kummer nicht länger zurückhalten konnte. Hastig wischte sie sich über die feuchten Wangen, bat ihn um einen letzten Gefallen, und als sie seine Antwort hörte, wurde ihr gleich nochmal leichter ums Herz. Einen Arm legte er um ihre Schultern, den anderen schob er um ihre Beine. Mit spielerischer Leichtigkeit hob er sie hoch, während sie die Arme um seinen Nacken schlang und sich, rein aus Gewohnheit heraus, an ihn schmiegte. Er hatte sich in so vielen Dingen nicht geändert, die sie an ihm liebte, und eines davon, das auch immer gleich geblieben war, war seine Körperwärme, die jeder Kälte und Nässe zu trotzen schien. Selbst jetzt noch fühlte er sich an, als würde er glühen, nicht so heiß, dass man sich daran verbrannte, sondern angenehm warm. Vielleicht fror sie trotz ihres dünnen, knochigen Körpers nicht. Vielleicht lag es auch daran, dass er sein Leiden bereits einzustellen begann. Es spielte auch keine Rolle. In seinen Armen fühlte sie sich wohl, und solange sie ihren Wald nur noch ein einziges Mal sehen konnte, war es auch in Ordnung. So entspannt, wie sie war, wären ihr fast die Augen zugefallen, hätte Sais Stimme nicht die Stille zerschnitten, die ihr unweigerlich ein leises Schnauben entlockte. „Ich habe in den letzten Jahren vieles vergessen, aber das wird etwas sein, an das ich mich immer erinnern werde. Du hast mich damals wahnsinnig gemacht!“, fügte sie mit einem sachten Grinsen an. „Eigentlich hätte ich dich am liebsten an Ort und Stelle verprügelt.“ Warum hatte sie es damals nicht getan? Bis heute war sie sich darüber nicht ganz im Klaren. Es war ganz gewiss keine Liebe auf den ersten Blick gewesen, ja nicht einmal Sympathie. Vielleicht Pflichtbewusstsein, weil sie gespürt hatte, dass er ein Senju war. Oder aber, und an diese Theorie glaubte sie am meisten, weil sie damals so dringend aus Konoha hatte fliehen wollen, dass ein Nukenin, der sie mit auf eine Weltreise nahm, die beste Lösung dafür darstellte, auch wenn sie von Anfang an gewusst hatte, dass sie zurückkehren würde. Sie hatte Abstand gebraucht. Urlaub. Ablenkung von all ihrer Wut und ihrem Schmerz, vor allem von der Einsamkeit, die sie, umgeben von all diesen Menschen, nach ihrer Rückkehr nach Konoha empfunden hatte. „Nicht immer“, widersprach sie leise. Sen hatte es ihm nicht leicht gemacht, das wusste sie nur zu gut, aber sie war auch noch nie ein einfacher Mensch gewesen. Ob er damals wohl schon gewusst hatte, worauf er sich einließ? Auf vieles, was sie damals gesagt und getan hatte, war sie nicht stolz, aber sie war verletzt gewesen und voller Zorn. Sai sprach stets davon, dass sie ihn gerettet und geheilt hatte, doch umgekehrt hatte er das Gleiche für sie getan. „Es gab Zeiten, da war ich diejenige, die dich abwies und sich von dir distanzieren wollte. Aber ganz gleich, wohin ich lief und wie weit ich mich von dir entfernte… du hast mich immer gefunden.“ Vielleicht hatte er wirklich Recht. Vielleicht würde sie auf diese Welt zurückkehren. Wenn sie es tat, dann würde er sie auch wieder finden, davon war sie überzeugt. Sen fühlte, wie der Wind über ihre papierdünne Haut strich, wie die Sonne auf ihr dünn gewordenes graues Haar fiel, und in der Ferne konnte sie bereits das Rascheln von Blättern wahrnehmen. Je näher sie dem Wald kamen, umso mehr Kraft schien die alte Frau in den Armen des jung gebliebenen Mannes wiederzufinden. Leicht richtete sie sich auf, die goldenen Augen, in die ein neuer Glanz getreten war, bereits in dessen Richtung schweifen lassend, bis sie die ersten Bäume erreichten. Der Duft von Gras, Harz und Holz drang ihr in die Nase und ließ sie unweigerlich lächeln. Ein wenig Farbe kehrte in ihr blasses, eingefallenes Gesicht zurück, und als ihr verschwommener Blick schließlich auf jene alte Weide fiel, löste sie eine Hand von Sais Nacken und legte sie stattdessen an seine Wange. „Lass mich runter“, bat sie ihn mit sanfter Stimme. Sie war stark genug, um zu stehen, das wusste sie. Nur einmal noch, ein letztes Mal wollte sie dieses Bild in sich aufnehmen, mit jedem ihrer Sinne, um sich an das zu erinnern, was sie getan, erlebt und erreicht hatte. Dabei hatte ihr Wald ihr stets geholfen. Ihre nackten Füße berührten das dichte, grün leuchtende Gras, spürten die weiche Erde und ließen ein sachtes Kribbeln ihren Körper hinaufwandern. Einen Moment schloss sie die Augen, sog tief die Luft des Waldes ein, ehe sie sich plötzlich aufrichtete, den von ihrer lebenslangen, harten Arbeit geplagten Rücken mit einem merklichen Knacken durchdrückend, den Kopf in jener Pose stolz erhoben, wie sie es in ihren jungen Jahren auch getan hatte, und für einen kurzen Moment schien sie wieder die Frau mit dem langen violetten Haar zu sein, der dunklen Haut, die vor nichts zurückschreckte, die Frau mit dem Temperament wie ein Vulkan und einem großen Herzen für ihre Heimat und ihre Mitmenschen, die Frau, die jederzeit bereit war zu kämpfen und, wenn sie hinfiel, aufzustehen und wieder weiterzumachen. Mit kleinen und vorsichtigen Schritten tapste sie zu der mächtigen Weide, die schon zu Zeiten ihres Großvaters hier gestanden hatte. Wann immer sie Kummer hatte, wütend war oder von Angst getrieben wurde, war sie hierhergekommen, um Trost zu finden. Daichi, ihr Vater, hatte ihr einst erzählt, dass die Geister der Senju durch die Wälder streiften und sich vor allem um diesen einen Baum sammelten, von dem aus sie über ihre Nachkommen wachten. Sen legte eine Hand auf den dicken Stamm und schloss die Augen. Der Wind fuhr durch die Blätter, ließ die Krone leicht schwanken und erfüllte somit die Luft mit einer Musik, die sie tröstete, ihr Frieden gab, selbst nach all den Jahren noch. „Ich kann sie hören“, flüsterte sie, während sich ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht abzeichnete. Wenn sie sich gut konzentrierte, konnte sie sie sogar spüren. Sich wieder umdrehend, streckte sie die Hand nach Sai aus, um ihn dazu zu bringen, ihr beim Hinsetzen zu helfen und ihn gleichzeitig mit sich zu Boden zu ziehen. Es war so weit. Sie war bereit.
Der Wind strich ihm durch das orangene Haar, während er liebevoll die Liebe seines Lebens in den Armen hielt. Seine grauen Augen wanderten umher, nahmen jedes Bild intensiv auf. Sein Augenlicht wieder zu erlangen war das Beste, was ihm unter anderem passieren konnte. Aber noch immer wusste er nicht, ob Kyoko ihm je vergeben würde für das, was er alles getan hatte. So konnte er alles sehen. Das Glück. Das Leid. Die Liebe. Den Schmerz. Er hielt die alte Frau vorsichtig in den Händen, trug sie über die grünen Gräser unter dem sonnigen leicht bewölkten Himmel hinweg, dorthin wo sie sein wollte. Dort wo alles begonnen hatte. Dort sollte es auch wieder enden. Seine Wärme sorgte dafür, dass der Frau nicht kalt wurde, selbst wenn es nur ihr Hemdchen war, dass sie trug, da alles andere wesentlich viel zu schwer anzuziehen war. Er beruhigte sich, denn seine Welt trug er nun umher. Seine Welt lag ihm in den Armen und sie wäre beinahe schon eingeschlafen... vermutlich für immer, hätte Saishû nicht die Stimme erhoben, um sie daran zu erinnern, dass sie noch einen letzten Weg zu gehen hatte, zumindest gehen wollte. Er erzählte von damals und Sen sagte ihm dann, was sie damals dabei empfunden hatte. Ihre Liebe hatte weder auf den ersten Blick begonnen, zumal Saishû damals ohnehin nicht sah, noch vollkommen glücklich oder sonst dergleichen. Erst mit einer Menge dramatischer Ereignisse waren sie in der Lage gewesen endlich zu einander zu finden und Saishû hatte alles getan, damit er sie beschützen konnte. Er hatte sich sogar für sie eingesetzt, um sie zu schützen und selbst als er nicht einmal mehr wusste wer sie war... ja was hatte er getan. Er hatte sich aus einem reinen Impuls immer dazwischen gestellt, wenn sie etwas bedrohte. Sogar gegen die eigenen Leute. Niemand sollte sie anfassen. Niemand durfte sie anfassen. Er hatte sie mitgenommen und sie hatten die schlimmsten Dinge erfahren, doch noch schlimmer kam es erst danach. Mitunter war ihre Geschichte wohl eine der dramatischsten geworden. Er hatte sie zurück gebracht und sich dann abgewandt. Denn ein Leben mit ihr hatte er damals nicht im Kopf gehabt. Sich auch bei weitem nicht vorstellen können. Inzwischen wollte er nichts anderes mehr. Sie zupfte an ihm und er ließ sie hinab. Ihre weiteren Worte hatte er mit Schweigen beantwortet. Es war nicht die Zeit zu reden und sie hatten ihr Leben zusammen gelebt. Nun... sie mit ihm. Er würde weiter bleiben. Und auf ewig leben. Sie schien jedoch vollkommen aufzublühen. Hier. Hier zwischen den Bäumen und hier an dem Ort wo sie einander das erste Mal getroffen hatten. Die grauen Augen hatten sie damals nicht sehen können, nicht ihre eigenwillige wilde Schönheit bewundern können, aber das war auch egal gewesen. Er hatte sie für sie selbst geliebt. Nie wegen ihres Äußeren, auch wenn sie es anfangs gehasst hatte, so hatte er ihr gezeigt, wie sie es lieben lernen konnte. Wie sie es ertragen konnte. Und er hatte ihr ganz andere Dinge gezeigt, so wie sie ihm die Welt von einer anderen Welt vorgehalten hatte. Zusammen hatten sie viel geschafft. Und zusammen waren sie eben das, was sie auch immer sein sollten. Er blieb dicht bei ihr, für den Fall, dass etwas passierte. Sie war alt und schwach, nicht so jung geblieben und robust wie er. Er hatte Sorge, dass ihr Leben dann schlimmer endete als es sollte. Sie sagte etwas, dass er mit einem Lächeln betitelte, dann drehte sie sich um. Streckte ihre Hand aus. Er ging leichten Schrittes auf ihn zu. Seine noch immer glatten Hände berührten ihre alten dünnen und faltigen, während er sie sanft an sich zog und sich mit ihr zu Boden setzte. Er drückte sie sanft an seine Brust, strich ihr durch das weiße Haar und schloss die Augen. Wenn sie lauschte dann könnte sie das Rasen seines Herzens mitbekommen, dass stetig aber schnell klopfte. Nach wie vor berauschte es ihn sie allein in seiner Nähe zu haben. Ihre Seele schenkte der seinen Kraft. Es war soweit, dessen war er sich sicher und sie würde nun ihren Weg in das nächste Leben beschreiten. Er würde warten. Und wenn es Jahrhunderte dauerte. Er spürte wie sie ihre letzten Atemzüge machte. Fast friedlich schlief sie an seiner Brust ein. Der Mann verharrte noch lange dort mit ihr an seiner Seite. Es dauerte nicht lange, da begann der Himmel sich vollends zu zu ziehen und während er die Frau seines Lebens in den Armen hielt, tropften ein paar Tropfen bereits auf den Boden. Doch waren es nicht die Tränen des Himmels. Sondern seine eigenen. Und mit einem Schluchzen realisierte er, dass sie nun weg war. Das Licht seines Lebens war erloschen. Sein Herz war schwer und er zog sie wieder sanft in seine Arme. Sie war in Frieden von ihm gegangen. Und nun... würde eine endlose Suche beginnen. Die nicht enden würde, bis er sie wieder gefunden hatte. Bis sie wieder bei ihm war. Denn ohne sie... was machte das Leben noch für einen Sinn? Das ewige Leben erschien mit einem Mal so trostlos und tieftraurig. Aber sie hatte ihm gesagt, er solle sie suchen. Das würde er tun. Und er würde sie finden. Jahre später.
Es war ein wunderschöner Sommertag. Keine Wolke war am blauen Himmel zu sehen, die Sonne schien hoch und zeigte auf, dass es kurz nach Mittag sein musste, und auf den Straßen Konohas herrschte fröhliches und lebhaftes Treiben vor. Zu Zeiten wie diesen schien es nichts zu geben, das die Ausgelassenheit der Dorfbewohner trüben konnte. Alles schien perfekt. Ein kleines, zerbrechlich wirkendes Mädchen lief lachend durch den Wald, kaum älter als fünf oder sechs Jahre, mit blutrotem Haar und braunen Augen. Es verfolgte eine schwarz-weiß gefleckte Katze mit gelben Augen, die zwar mit großen Sprüngen vor ihm davon flitzte, aber es wollte sich scheinbar einfach nicht abhängen lassen. Schon im Dorf hatte es das Tier gesehen und sich sofort an dessen Fersen geheftet, einfach um es an sich drücken und streicheln zu können, doch jenes hatte offenbar ganz andere Pläne, flitzte durch diverse Seitengassen und schließlich durch ein Loch in der Dorfmauer. Nicht einmal das hielt die Kleine auf, im Gegenteil: Je mehr sich die Katze anstrengte, ihr zu entwischen, umso mehr schien es sie anzustacheln, sie endlich zu erwischen. Dabei wollte sie doch gar nichts Böses! Weiter ging es durchs Gebüsch, immer tiefer in den Wald hinein, bis die Bäume so dicht standen, dass nur noch wenige Sonnenstrahlen durch deren Blätterdächer fielen. Sie stolperte über kleinere Steine, hüpfte durch Sträucher und duckte sich unter tiefhängenden Ästen hindurch, unentwegt das schwarz-weiße Tier im Blick. In ihrem Eifer übersah sie dann aber eine Wurzel, verhedderte sich mit einem Fuß darin, stolperte und schlug der Länge nach hin. Ein dumpfer Schmerz schoss durch ihr Knie, ihre Handflächen brannten und der Schreck saß ihr in den Gliedern. Als sie sich aufsetzte, schimmerten Tränen in ihren Augen. Vorsichtig zog sie das Bein an und begutachtete es; sie hatte gute Arbeit geleistet und es sich geradewegs aufgeschlagen. Und als wäre das nicht genug, hatte sie sich auch noch die Hände aufgeschürft. Sie schniefte einmal leise, hob den Kopf und ließ ihren Blick verunsichert umher schweifen, doch von der Katze fehlte jede Spur, und jetzt, da sie sich umsah, wusste sie nicht einmal, wo sie war. Von der fremden Umgebung war sie plötzlich so eingeschüchtert, dass sie auch das andere Bein heranzog und die Arme um beide schlang. Alles erschien ihr so dunkel, das Geraschel in den Büschen und Baumwipfeln unheimlich und als neben ihr eine Maus aus dem Gesträuch geschossen kam, zuckte sie erschrocken zusammen und kniff die Augen fest zusammen, als erhoffte sie sich dadurch, dass es bald vorbei sein würde. Wie sollte sie denn jetzt wieder nach Hause kommen? Wo war sie hier überhaupt? Sie hatte Angst! Was sollte sie jetzt tun? Einfach abwarten? Sie wusste doch, dass niemand kommen würde, um sie zu holen oder ihr zu helfen. Sie hatte nur noch ihren Vater, der nur ein paar Stunden zuvor zu einer Mission aufgebrochen war, sie in ein schlichtes Kleidchen gestopft und sich selbst überlassen hatte. Und so etwas wie Freunde hatte sie nicht. Die anderen Kinder mochten ihre schüchterne, manchmal etwas ängstliche Art nicht, nahmen ihr ihre Sachen weg, zerstörten ihre Spielsachen oder machten sich mit gemeinen Worten über sie lustig, und das alles trug nur dazu bei, dass sie sich noch mehr zurückzog. Natürlich hätte sie auch versuchen können, den Weg nach Hause von selbst zu finden, aber erstens wusste sie nicht einmal, aus welcher Richtung sie gekommen war, zweitens sah alles für sie gleich aus und drittens hätte sie sich dafür allein durch diese dunklen Stellen schlagen müssen. Das brachte sie nicht über sich. Nein, sie konnte nichts tun, konnte sich nicht dazu überwinden, etwas zu unternehmen. Sie war hilflos. Sie war allein.
Sasayakimasu Saishu SOME SOFT HEART BEHIND THICK SKIN
SASAYAKIMASU SAISHÛ B-Rang | 30 Jahre
Find the will to Fight IF YOU LOOSE YOU DIE
Es war eine gewisse Zeit vergangen. Der Mann streifte wieder einmal wie so oft durch die Wälder, in denen er Sen hatte ihr Leben aushauchen lassen. Wo alles begann. Wo alles endete. Und während er so durch die Gegend streifte dachte er nach. Er dachte über die Dinge nach, die er getan hatte. Noch immer war er ein Jashinist mit Leib und Seele und mit seinem Ziel, Veränderung in die Welt zu bringen war er noch lange nicht fertig. Noch immer gab es Ungerechtigkeiten, aber so etwas würde man nie vollends aus der Welt schaffen können. Nicht einmal mit Gewalt oder besser gesagt, vor allem nicht mit dieser. Sein langer dunkler Mantel wehte unheilvoll in einer lauen Brise, die es gerade so schaffte sich zwischen die dichten Bäume zu drängen und dennoch schritt der Hüne zwischen ihnen mit Leichtigkeit hindurch. Es war ein Teil seines Zuhauses. Seine Aufmerksamkeit wurde von den Bäumen dann auf eine Katz gelenkt, die zu ihm kam und sich an ihn schmiegte. "Oi.", sagte er dann und kniete sich herab, um das Tier zwischen den Ohren zu kraulen. Noch immer waren Katzen das einzige was ihm nahe kommen konnte ohne feindlich zu sein. Selbst Kazeko, die auf ewig in ihren 13 Jahren verharrte war vollkommen außer sich, wenn ihre Hunde dem Mann mal wieder das Bein ab kauten. Was für ein Wirbelwind sie war. Sie hätte glatt Sen's Tochter sein können so stürmisch sie in manchen Dingen erschien, doch war sie eher zu kaputt für das. Er hatte sie sehr lieb gewonnen und zusammen meisterten sie vielerlei Missionen. Doch die Katze war nicht alleine gekommen. Der ehemalige Nuke hielt inne und wandte seinen Blick nach oben. Da saß ein Mädchen. Unter der Weide, wo er und Sen sich zum ersten Mal getroffen hatten. Sie schien ängstlich zu sein und so erhob er sich, warf einen genauen Blick auf sie. Sie wirkte... vertraut. Viel zu vertraut. War es.... hatte seine Suche endlich ein Ende? Es waren schon eine Menge Jahre in die Lande gegangen und er war immer noch am Suchen gewesen. Bevor er sich erhob, zupfte er ein kleines Blümchen aus dem Gras und nahm die Katze mit auf seinem Arm zu dem Kind. Seine langen Haare waren wie immer zu einem Zopf nach oben gebunden und mit einem Lächeln ging er dann vor dem Kind in die Knie und reichte ihm das Blümchen. "Ich hab auf dich gewartet...", sagte er dann sanft und mit einem sehr liebevollen Blick, ehe er die Katze runter ließ, die sich an das Mädchen schmiegte und schnurrte. Sein Herz flatterte. Ja, es konnte keine andere sein. Er erkannte ihre Seele wieder, er sah... etwas in ihren Augen, dass er auch bei Sen gesehen hatte. Sie war noch klein und kindlich. Dann sah er, dass sie sich wehgetan hatte. "Kuchiyose no Jutsu!", sagte er dann energisch und schlug seine Hand auf den Boden. Baku erschien. Im Kage Henge mit seiner alten Gestalt, so wie der Mann ihn einst gekannt hatte. Klein und klopsig. Denn als richtige Kuchiyose war er schon viel zu groß geworden und hätte keinerlei Platz an diesem Ort. Zudem war er gerne klein und putzig. "Baka Helf der Kleinen doch einmal. Sie hat sich weh getan.", sagte er dann. Die Katze sah ihn mit großen Augen an, dann zu dem Kind. Dann wieder zu ihm. "Ok!", sagte er dann und heilte das aufgeschlagene Knie des Kindes, sowie dessen aufgeschürften Hände. "Nicht weinen, ja?", sagte er dann mit einem sanften Lächeln, strich ihr über das Haar und dann mit einem Daumen über ihre Wangen, um die Tränen fort zu wischen. Das war vertraut. Etwas, was er immer bei Sen gemacht hatte, so wie sie ihm immer mit ihren Fingern vor die Stirn gestupst hatte, wenn er etwas getan oder gesagt hatte, was ihr nicht gepasst hatte. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. "Wie heißt du?", fragte er dann und reichte ihr eine Hand, damit sie aufstehen konnte.
In ihrer Nähe bewegte sich etwas. Als sie Gras rascheln hörte, zuckte sie erneut zusammen, zog die Beine noch dichter an ihren zerbrechlichen, zarten Körper, zwang sich dann aber doch dazu, die Augen zu öffnen und hinzusehen. Da kam ein Mann auf sie zu. Er war sehr, sehr groß, größer als jeder, den sie je gesehen hatte, was allein schon dafür sorgte, dass ihre braunen Augen sich weiteten, aber dann wurde ihr unverhohlen neugieriger Blick auch noch von den Piercings angezogen, die er sich durch die Ohren und die Nase gejagt hatte. Und er hatte echt lange Haare. Komischer Typ. Und wo kam er überhaupt her? Vermutlich hätte sie sich das eher fragen sollen, doch stattdessen war ihr Augenmerk auf das Tier in seinen Armen gefallen. „Du hast Neko-chan gefunden!“, strahlte sie ihn an, ließ prompt die defensive Haltung fallen, die Arme sanken herab und ihre Beine wurden nun wieder ausgestreckt, jeder Gedanke an den gruseligen Wald oder ihre schmerzenden Hände und ihr Knie völlig vergessen. Der Mann – ganz offensichtlich ein Shinobi – ging vor ihr in die Knie und reichte ihr… nicht die Katze, sondern eine Blume. Etwas verdutzt blinzelte sie ihn an und erinnerte sich offenbar wieder daran, dass sie eigentlich gar nicht so gut mit Fremden umgehen konnte, denn als sie die Hand ausstreckte, um die Pflanze entgegenzunehmen, wirkte sie schon wieder scheu und zurückhaltend. Trotzdem… irgendwie freute sie sich über die Blume. Ihr hatte noch nie jemand Blumen geschenkt. Ihr Vater brachte immer welche ans Grab ihrer Mutter, aber sonst bekam sie sie nur in freier Natur zu Gesicht, wo sie schön anzusehen waren… doch es war etwas ganz anderes, welche geschenkt zu bekommen. Das war überhaupt das erste Geschenk, das sie von jemandem bekam, der nicht ihr Vater war. „Da… danke“, nuschelte sie mit roten Wangen, ohne den Unbekannten anzusehen, sondern starrte stattdessen auf das Gewächs, das sie zaghaft mit beiden Händen umschloss, als hätte sie Angst, dass es zerbrechen würde. Erst nach einem Moment schien sie seine Worte zu realisieren, denn sie blinzelte verwirrt und sah wieder zu ihm auf. „Wer bist du? Wieso hast du auf mich gewartet?“, wollte sie zögerlich wissen. Bestimmt würde es ihrem Vater nicht gefallen, wenn sie mit einem Fremden war. Dann wiederum… er war sowieso nicht da. Und dieser Mann da sah zwar ziemlich unheimlich und komisch aus, aber er war bis jetzt doch sehr freundlich zu ihr gewesen. Sowas kannte sie bisher kaum. Außerdem wollte sie wissen, wovon er da eigentlich sprach. Gleichermaßen scheu wie neugierig musterte sie ihn, dann streckte sie die Hand aus und tippte gegen seinen Nasenrücken, da, wo der Stab jenen durchrang. „Tut das nicht weh?“ Tat es bestimmt. Musste es doch! Wieder wurde die Kleine jedoch abgelenkt, als sie beobachtete, wie er die Katze runterließ, die sich daraufhin an sie schmiegte und sogar schnurrte. Da kehrte natürlich sofort das freudestrahlende Lächeln auf ihr Gesicht zurück, als sie die Hände ausstreckte und sich mit ausgiebigen Streicheleinheiten über das Tier hermachte, das vermutlich gar nicht wusste, was es mit so viel Aufmerksamkeit und Liebe anfangen sollte. In der Zwischenzeit machte der Erwachsene irgendwas, das sie nur aus den Augenwinkeln heraus bemerkte, doch als sich die Staubwolke gelegt hatte, saß da auf einmal noch eine Katze. Oder vielmehr ein Kater. „Noch ein Neko-chan!“, staunte das Mädchen mit großen Augen, sah dann wieder auf das Tier, das sie noch an sich gedrückt hielt, dann auf das, das der große Mann gerade gerufen hatte, wieder zurück und wieder hin. Dann starrte sie wieder Sai an und hielt ihr die gescheckte Katze hin, die das alles mit erstaunlicher Geduld über sich ergehen ließ. „Ist das auch deine?“ Immerhin wollte sie doch niemandem das Haustier wegnehmen. Obwohl sie ja schon sehr weich war. Und warm. Und flauschig. Seine folgenden Worte sorgten dafür, dass sie ihm einen weiteren verdutzten Blick zuwarf. „Baka?“, wiederholte sie und starrte auf die Katze… nur um im nächsten Moment zu lachen. „Das ist aber kein sehr netter Name!“, stellte sie grinsend fest… nur um im nächsten Moment den Kater mit großen Augen anzustarren. Sie war heute echt nicht sehr höflich, aber das, was hier gerade ablief, war auch verdammt viel für sie. So viel Neues! So viele komische Dinge! Und Tiere! „Du kannst sprechen?!“, platzte es aus ihr heraus. Seit wann konnten Tiere denn sowas? Das hatte sie ja überhaupt noch nie gehört! War das normal? Hatten die, denen sie bislang begegnet war, vielleicht einfach keine Lust gehabt, sich mit ihr zu unterhalten? Sie hob die Hand, kratzte sich am Kopf und zuckte dann doch zusammen, als sie das Brennen ihrer Handfläche spürte. Wieder schossen ihr die Tränen ins Gesicht, aber sie hielt sie noch tapfer zurück. Fast schon ängstlich richtete sie den Blick wieder auf den dicken Kater, der auf sie zuhopste und seine Pfoten ausstreckte – und dann spürte sie, wie ihre Haut sich wieder schloss. Trotzdem kullerten ihr die Tränen über die Wangen, nicht zuletzt, weil der Heilungsprozess fast so wehtat wie ihr Sturz von zuvor. „Ich weine nicht“, murmelte sie trotzig, schniefte geräuschvoll und wischte sich mit einem Zipfel ihres Kleides über die eine Wange, während ihr der Mann mit dem Daumen über die andere strich. Genauso schnell, wie sich die Tränen gelöst hatten, waren sie dann auch schon wieder verschwunden, als er ihr die Hand reichte. Einen Moment lang zögerte sie und sah ihn scheu an. Aber irgendwie wusste sie, dass er ihr nichts Böses wollte, nicht nur weil er ihr gegenüber freundlich war, denn so begegneten ihr viele Erwachsene, die sich dann doch nicht um sie scherten, sondern auch, weil er so eine Art hatte, sie anzusehen, dass sie wusste, dass ihr nichts geschehen würde. „Chise“, antwortete sie zögerlich. Dann, langsam, schlich sich ein leichtes Lächeln auf ihr helles Gesicht „Aber meine Freunde nennen mich Sen!“, fügte sie dann mit einem gewissen Stolz hinzu, auch wenn das nur bis zu einem bestimmten Grad stimmte. Man sagte ihr nach, sie sähe dem damaligen Oberhaupt des Senju-Clans sehr ähnlich, als jenes noch klein gewesen war, deswegen hatte ihr Sensei an der Akademie ihr diesen Namen gegeben. Was weniger wahr war, war der Part mit den Freunden. Sowas hatte sie nicht. Aber sie musste dem komischen Kerl ja auch nicht alles auf die Nase binden!
Sasayakimasu Saishu SOME SOFT HEART BEHIND THICK SKIN
SASAYAKIMASU SAISHÛ B-Rang | 30 Jahre
Following you TO ANY PLACE
Welch Freude sich in die Miene des Mädchens zeichnete, als der ehemalige Nuke sich langsam auf sie zu bewegte, während die Katze in seinen Armen schnurrte. Sie hatte ihn noch gerade eben mit ganz großen neugierigen Augen angesehen und ängstlich gewirkt, dies alles viel beim Anblick der Katze vollkommen ab. Der Jashinist beugte sich hinab, um dem Mädchen die Blume zu reichen, die sie mit einem scheuen Danke annahm. Sie war süß. Und hatte viele Züge, die ihm nur zu bekannt vorkamen. Immerhin hatte er eine gewisse Frau ein Leben lang beobachtet und nun glaubte er, dass sie wieder im neuen Leben vor ihm saß. Genau wie Sen schien sie sofort überfordert zu sein die Aufmerksamkeit eines anderen zu bekommen. Es war immer zu niedlich gewesen, dass sie vom ständigen Umschwärmen des Mannes immer rote Wangen hatte. Sie kannte es nicht, dass man sich so liebevoll und fürsorglich um jemanden kümmerte, dabei hatte der Mann nach allem wirklich nichts anderes mehr gewollt. Seine grauen Augen ruhten deshalb schon wahrlich liebevoll auf dem Kind, dass ihn so Herz-erwärmend an seine Liebe erinnerte. Ja... es bestand keine Zweifel. Das musste sie sein, er konnte sich nicht irren. Sie nuschelte ein Dankeschön und der Mann lächelte immer sanfter und freundlicher, durchaus ließ ihn das wesentlich wärmer wirken, wo er doch mit seinem Aussehen schon mehr als gewöhnungsbedürftig war. Es dauerte einen Moment, dann machte es scheinbar Klick und sie fragte wer er sei und wieso er denn auf sie wartete. "Ich bin ein Gott. Aber mein Name ist Saishû. Sasayakimasu Saishû.", brachte der Mann hervor und erinnerte sich an jenem Tag wo er das erste Mal jemanden seinen vollen Namen verraten hatte. Und dieser jemand war... eben Sen gewesen. Damals in Ame, wo es gewitterte und der Regen in dauerhaft währenden Strömen vom Himmel fiel. "Warum ich gewartet hab... ich denke das wäre schwer zu erklären, aber ich werde ab heute auf dich aufpassen.", sagte er dann und strich ihr sanft über den Kopf. Er fragte sich wie sie in diesem lebte. Ob sie Freunde hatte, wo sie hinging. Ob sie vielleicht sogar eine Ausbildung zum Shinobi machte. Die Zeiten hatten sich geändert und auch Saishû war wesentlich sanfter geworden, wenngleich er seine Ruhe nie abgelegt hatte. Er merkte dann aber nicht wie er fast schon bedächtig den Atem anhielt, als sie mit ihren kleinen Fingern seinen Nasenrücken berührten. Sie fragte, ob es nicht weh tat und er musste unwillkürlich schmunzeln. Wie süß sie doch war. "Nein. Das habe ich schon sehr lange, daher merke ich es nicht einmal oft.", sagte er dann und schnitt eine Grimasse um zu verdeutlichen, dass es rein gar nichts ausmachte, ehe er selber etwas lachen musste. Die Katze kuschelte mit ihr und wurde mit einer Menge Liebe überschüttet. Scheinbar schien sie Katzen sehr zu mögen. Das freute den Mann, immerhin waren diese Geister noch immer seine treuen und lieblichen Gefährten, die zusammen mit ihm auf sanften Pfoten durchs Leben schritten und ebenso wenig dahin starben wie er selber. Sie freute sich umso mehr, als dann auch noch einer dieser Geister erschien. Baku. Sie fragte ob das auch seine war. Er nickte. "Ich hab noch mehr.", sagte er dann und Baku maunzte. Er freute sich über die Aufmerksamkeit, merkte aber genau wie Saishû dieses kleine Detail. Dieses besondere Etwas. Jedoch schien sie nicht von dessen Namen beeindruckt zu sein und meinte dann, dass das kein netter Name war. Saishû zuckte mit den Schultern. "Ach so nennt der mich immer! Und jaaaa! Ich kann sehr gut sprechen! Ich bin ja auch eine Kuchiyose und keine normale Katze.", sagte der Kater und machte das, was er machen sollte. Er war immerhin ein braver Kater. Sie protestierte jedoch, dass sie weinte. Nein, überhaupt nicht. Deswegen kullerten auch diese kleinen Tränen die zarten Wangen herab und Saishû legte einen Finger auf seine Lippen, machte ein beruhigendes Geräusch, während er mit einer unglaublich sanften und liebevollen Bewegung die restlichen Tränen von den Wangen des Kindes strich. So wie er es damals getan hatte, als Sen und er sich nach allem Chaos, dass er gebracht hatte wieder gegenüber standen. Als sie für ihn kämpfte. Und weinte. Er hatte sich umgedreht. Er hatte sich erinnert. Dann war er auf sie zugegangen und hatte ebenso die Tränen von ihrem Gesicht gewischt. An diesem Tag hatte sich alles geändert. Gewiss... er hatte viel durchmachen müssen. Kiki, die ihm ziemlich das Hirn gewaschen hatte, nachdem er Saki verschleppt hatte. Kaguya Rin, die ihm beinahe das Herz zum Stillstand gebracht hätte, Akira, der aus Rache an den Gräueltaten von Ayano das werte Hirn des Mannes vollkommen auf den Kopf stellte. Es war eine Menge passiert. Zu viel eigentlich und dennoch... konnte es nicht genug sein. Es sollte weiter gehen. Sie hatten noch so viel zu erleben und vielleicht verbrachten sie bald eines Tages zusammen die Ewigkeit. Er half dem Kind sanft auf die Beine, blieb aber knien, denn selbst dann war er noch größer als sie, aber sie musste dann wahrscheinlich nicht als den Kopf in den Nacken legen. Die grauen Augen musterten sie ein weiteres Mal neugierig, ehe er wieder fröhlich und breit lächelte. Chise war ihr Name. Er nickte langsam. Aber der Ansatz ließ ihn inne halten. "Sen. Soso. Wusstest du dass sie eine schöne und selbstbewusste Frau war? Sie hatte ein zauberhaftes Lächeln. So wie du. Sie war auch so schüchtern, wenn jemand sich lieb um sie kümmerte. Sie mochte Katzen auch sehr gerne. Und sie war stark! Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.", sagte er dann und erhob sich langsam wieder, um das Kind mit einem Kopfnicken in eine Richtung zu lenken, in die er mit ihm spazieren gehen wollte, zurück in Richtung des Dorfes, dass ihm immer mehr und mehr eine Heimat geworden war. "Freut mich dich kennen zu lernen, Sen.", sagte er dann noch und sah kurz zu der Weide. Ironie des Schicksals? Wo alles begann und endete, begann es ein weiteres Mal. Wahrscheinlich lag es an dem Senju in seinem Inneren, der sich das in Erinnerung rief, aber hier hatte er Sen das erste Mal getroffen. Und auch hier zum Sterben in den Armen gehalten. Nun traf er sie wieder. Als Kind.